04 GALERIE BIESENBACH
AKTUELL
AKTUELL
Landschaft!?
Albrecht/Wilke, José Gomes, Eric Keller, Daniel Müller Jansen, Catherine Seher, Hideaki Yamanobe
Ausstellung: 30.8. – 2.11.2024
Vernissage: 30. August 18h − 22h und
Intro um ca. 19h
KünstlerInnen anwesend!
Di–Fr von 12–18h / Sa von 12–16h u.n.V.
GALERIE BIESENBACH
Lindenstraße 34
50674 Köln
+49-174-490 96 35
+49-173-266 55 56
art@galerie-biesenbach.com
www.galerie-biesenbach.de
Landschaft!?
Landschaften: abstrakt, ironisch, klassisch, kritisch, politisch, schwarz-weiß, verlassen, bevölkert...
Die Wahrnehmung von Landschaft ist ein komplexes Thema, das von individuellen, kulturellen und sozialen Faktoren beeinflusst wird.
Wie nehmen wir Landschaft wahr – als echte, möglichst unberührte Natur? Oder doch eher als eine wirklich durchkomponierte Realität oder vielleicht sogar als Traumwelt? Was kann und sollte Landschaft heute für uns tun? Und was für Vorstellungen gibt es über ihre Zukunft?
Die Ausstellung Landschaft?! bringt romantische Wünsche und Gefühle in den Dialog mit den Anforderungen einer modernen, globalisierten Welt und deren Regeln. Landschaft hat immer großen Wandel durchlebt, geprägt von sozialen, ideologischen und technischen Entwicklungen.
Als künstlerische Darstellung war Landschaft zudem immer auch ein Spiegelbild der jeweiligen Diskussionen über die Natur und deren Bedeutung für den Menschen. Mit der rasanten Virtualisierung unserer Welt hat sich unsere Beziehung zur Umwelt gewandelt. Seitdem sie digital navigierbar, berechenbar und auf alle erdenklichen Arten manipulierbar ist, agieren gestaltete und gebaute Landschaften wie ein Katalog voller Interpretationen von Natur, Gesellschaft, Ökonomie und Kultur.
Die 6 Künstler*innen der Ausstellung haben verschiedene Ansätze entwickelt, um sich mit diesem komplexen Thema auseinanderzusetzen.
Albrecht/Wilke (Tim Albrecht geboren 1992 in Berlin / Hannes Wilke geboren 1991 in Stade, leben und arbeiten in Berlin): Figurativ, assoziativ, subjektiv – so lässt sich der Stil des in harmonischer Zweisamkeit arbeitenden Künstlerduos charakterisieren. Zentrales Bildsujet in den Arbeiten Albrecht/Wilkes ist die Auseinandersetzung mit dem deutschen Mittelschichtsmilieu, den damit verbundenen Klischees und Insignien deutscher Nationalkultur. Currywurst, Toast Hawaii und andere Stilblüten der deutschen Kulinarik schweben über abstrahierten Landschaften, der Schokoladenpudding wird zum Berg. Das deutsche Spießbürgertum erscheint so im schillernden Gewand des Pop und lässt den Betrachter amüsiert und doch betroffen erstarren, ob der humorvollen Treffsicherheit der künstlerischen Pointe.
José Gomes (geboren 1968 in Cariacica, Brasilien, lebt und arbeitet in Köln): Der Inhalt Gomes' Arbeit konzentriert sich auf die Landschaft, das Handeln des Menschen in der Natur und das Paradox zwischen seiner Abhängigkeit von der Natur und seinen destruktiven Handlungen. Ausgehend von diesen Prämissen kann die Natur also nur als schemenhaftes Element existieren, das Ergebnis dieser Realität. Die Luftaufnahmen von Satelliten und Drohnen von Wäldern, mit ihrem wissenschaftlichen und investigativen Charakter, Fotos, die im Internet von Gemüse, Früchten, Lebensmitteln, Produkten der Erde gesammelt wurden, werden auf Papier übertragen und mit Graphitschichten in geometrischen Formen beschichtet; grafische Elemente sowohl aus der Kultur bzw. Körpermalerei der Ureinwohner als auch der politisch-wirtschaftlichen Spekulationen der Agroindustrie.
Eric Keller (geboren 1985 in Grimma, lebt und arbeitet in Dresden): Kellers Bilder haben eine Sogkraft, die man sich zunächst gar nicht so recht erklären kann. Es wird ja nichts Aufregendes gezeigt: verlassene Straßen, die irgendwo in eine ortlose Topografie führen, einsame Sitzbänke, Park- und Rastplätze, unscheinbare Nutzbauten, Bahnübergänge, Bushaltestellen, ein Garagenhof oder ein Vereinsheim, immer wieder die verblichenen Wände in aufgegebenen Kulturhäusern aus DDR-Zeiten. Auch die malerischen Mittel zielen nicht auf spektakuläre Effekte. Im Gegenteil, das Kolorit ist gedämpft und fahl, alles Ton in Ton, das ausgeblichene Violett, die erdigen Farben, viel Beige und Gelb und Braun. Zudem wird die Bildwelt von einer hauchzarten Unschärfe überzogen. Alles erscheint irgendwie abgeklärt, unspektakulär, ohne Höhepunkte. Aber genau in dieser merkwürdigen Stimmung, die sich nicht leicht in Worte fassen lässt, in dieser Aura irgendwo zwischen Banalität des Alltags und irrealer Magie liegt der große Reiz von Eric Kellers Gemälden. Viele von ihnen wirken wie eingefrorene Stills aus einem melancholischen Roadmovie, und man tut gut daran, sich auf den ruhigen Drive einzulassen.
Daniel Müller Jansen (geboren 1978 in Düren, lebt und arbeitet in Köln): Architektonische Ensembles in Südafrika Jahrzehnte nach dem Ende der Apartheid: Müller Jansen stellt die Gated Communities der wohlhabenden, vorwiegend weißen Bevölkerung den Sozialwohnungsprojekten der schwarzen Bevölkerung gegenüber. Die Unterschiede zwischen diesen beiden Milieus wurden durch ein einheitliches Verfahren der Überbelichtung und Nachbearbeitung neutralisiert. Als Inspiration für seine Südafrika-Serien diente dem Fotokünstler die Leuchtkraft und Farbigkeit des Manierismus. In seinen Südafrika-Serien nutz er die Möglichkeiten einer gezielten Überbelichtung anlogen Filmmaterials, um eine vergleichbare Leuchtkraft und Farbigkeit zu erreichen. Hierdurch werden sowohl die Künstlichkeit und Modellhaftigkeit der gezeigten Architekturen betont, als auch die Haltung und Manieren ihrer Bewohner. Auch Müller Jansens Bilder haben etwas Manieristisches und zeigen eine Gesellschaft, in der Manieren nicht nur etwas mit Anstand und Sitte zu tun haben, sondern auch mit Abgrenzung.
Catherine Seher (geboren 1958 in Paris, lebt und arbeitet in Paris): Die Gemälde von Catherine Seher sind voller Figuren, die in einer Landschaft, in der die Grenzen und Orientierungspunkte verschwinden, flüchtig eingeschrieben sind. Die anonymen Silhouetten geben uns die Vision einer zerstückelten Welt, die jedoch voller Bedeutung ist. Wir befinden uns in einem beunruhigenden Angesicht zu Angesicht. Die Malerin beschwört in ihrem Werk ein starkes Gefühl der Anonymität und Isolation herauf. Indem sie die Essenz einer bestimmten Umgebung einfängt, aus ihr aber alle Bedeutungselemente herauszieht, reduziert Seher sowohl die Kunst der Landschaft als auch der Figur auf ihr eigentliches Element und zwingt den Betrachter ihres Werkes, die Mechanik zu berücksichtigen, durch die jede Komponente des Werkes entsteht. Das Ergebnis ist ein Gesamtwerk, das die Universalität der Kunst selbst anzapft, eine anonyme Figur oder Ansicht nach der anderen.
Hideaki Yamanobe (geboren 1964 in Tokyo, lebt und arbeitet in Köln, Düsseldorf und Tokyo): Man kann nach einer gewissen Betrachtungszeit in vielen von Yamanobes Bildern Landschaftsanmutungen erkennen. Wohlgemerkt: Yamanobe malt keine Landschaften, auch nicht abstrahierte Landschaftsschemata, sondern lässt es vielmehr zu, dass die sich aus dem Malprozess ergebenden Helligkeitsschwankungen als proto-landschaftliche Elemente lesen lassen. Man könnte fast sagen, dass es dem Künstler gelingt, vage Erinnerungen oder Erinnerungsreste an landschaftliches Erleben malerisch zu artikulieren. So glaubt man manchmal, undeutliche Umrisse von Bäumen, Bergen oder auch Gebäuden im Nebel oder in dichtem Schneetreiben erkennen zu können; dies wäre die „kalte“ Lesart. Oder man kann an aufsteigenden Wasserdampf aus heißen Quellen denken; das wäre die „heiße“ Variante von Assoziationen, die sich umso eher bei Betrachtern einstellen, die mit den traditionellen, im Freien befindlichen japanischen Dampfbädern (Onsen) vertraut sind.
Ausstellung: 30.8. – 2.11.2024
Vernissage: 30. August 18h − 22h und
Intro um ca. 19h
KünstlerInnen anwesend!
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ARCHIV
Sergio Femar: Eume, (17 x 15 x 11 cm), oil, pencil, and ink on wood, 2024
Árpád Forgo: 4C4EBBMG, 2022, acrylic on shaped canvas, 74 x 55 x 5 cm
ARCHIV
VOLUMEN
Árpád Forgó, Sergio Femar
Ausstellung: 7.6. – 24.8.2024
Vernissage: 7. Juni 18h − 22h und
Intro um 19h parallel zur K1 Sommernacht
Midissage: 26. Juli 18h - 21h und Vernissage in unserem Projektraum mit der neuen Ausstellung von Kira Fröse: Nach Strich und Faden
Mi–Fr von 12–18h / Sa von 12–16h u.n.V.
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VOLUMEN
Skulptural-malerische Arbeiten von Sergio Femar und Árpád Forgó
Sergio Femar (*1990, Spanien) und Árpád Forgó (*1972, Ungarn) arbeiten beide in einer Kombination aus Malerei und Bildhauerei – doch ihre Kunst könnte kaum unterschiedlicher sein. In unserer neuen Duo-Ausstellung stellen wir ihre Wandskulpturen einander gegenüber und Volumen, Textur und Struktur verschmelzen zu einem harmonischen Zusammenspiel visueller Reize.
Beide Künstler erwecken Formen und Dimensionen mit kreativer Experimentierfreude zum Leben: Werke mit visueller und haptischer Wirkung, die durch ihre Dreidimensionalität Körperlichkeit und räumliche Tiefe vermitteln. Es geht um die Haptik, um den Wunsch, das Kunstwerk zu berühren und seine Körperlichkeit und Materialität zu spüren.
Ob Femars kühn bemalte Blöcke und Assemblagen aus gefundenen Holzresten oder Forgós perfekt geformte Leinwände, über die der Künstler die Farbe laufen lässt, der skulpturale Aspekt ihrer Kunst eröffnet Möglichkeiten, Formen, Farben und Dimensionen auf völlig neue Weise zu gestalten.
Plastizität bezieht sich dabei auf die Fähigkeit, Strukturen, Texturen und Volumina in einem Werk dreidimensional darzustellen: die Fähigkeit eines Kunstwerks, eine gewisse Körperlichkeit sowohl visuell als auch haptisch zu vermitteln. Die Oberfläche spielt bei beiden Künstlern eine wichtige Rolle. Die visuelle und haptische Wirkung der Kunstwerke wird durch die unterschiedlichen Materialien, Oberflächenstrukturen und -behandlungen verstärkt. Ob rau und grob bei Sergio Femar oder fein und glatt bei Árpáad Forgó, sie wecken die Lust, die Oberfläche mit den Fingerspitzen zu erkunden und die Geschichte des Materials zu entdecken.
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Die Werke von Sergio Femar (*1990, lebt und arbeitet in Galicien, Spanien) erinnern an die raffinierte Materialverwendung der Arte Povera, aber er zeigt durch die verschiedenen Schnitte im Holz einen neuen Weg auf, sich ihr zu nähern. Stücke dieses Materials werden bemalt, besprüht und zusammengesetzt, um einzigartige und heitere Reflexionen zu erzeugen. „Meine Arbeit steht zwischen der Ruhe des Ateliers und dem hektischen Tempo der zeitgenössischen Kultur und ihrer Vergänglichkeit. Sie führt den Vandalen-Akt zu einem reifen Nachdenken, mit anderen Worten, sie bringt die Freuden des Schaffens zurück, ohne sich durch akademischen Druck eingeschränkt zu fühlen, indem sie das Risiko als verbindendes Element zwischen Schwindel und Gelassenheit einsetzt."
Über Árpád Forgó (*1972): Der in Budapest lebende Künstler steht klar in der Tradition der Konkreten Kunst, erweitert diese aber mit einem spielerischem Ansatz und Experimentierfreude. Forgó (er-)findet Bilder, die uns herrlich sinnliche Reize bieten. Er verführt den Betrachter, genau hinzuschauen und zu überprüfen, ob er seinen Augen trauen kann. Der subtile Farbverlauf auf einer Leinwand zum Beispiel entsteht durch die Wölbung einer leicht dreidimensional gespannten Leinwand. Hier lotet der Künstler die Grenze zwischen „shaped canvas“ und objekthaftem Bildkörper aus. Doch bleiben seine Werke stets Bild und hinterfragen
Ausstellung: 7.6. – 24.8.2024
Vernissage: 7. Juni 18h − 22h und
Intro um 19h parallel zur K1 Sommernacht
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ARCHIV
Moritz Moll: Haring, 2024, Öl, Acryl und Sprühfarbe auf Leinwand, 80 x 65 cm
ARCHIV
Come Outside to Play
Moritz Moll
Ausstellung: 15.3. – 1.6.2024
Vernissage in unseren neuen Räumen in der Lindenstraße 34
Mi–Fr von 12–18h / Sa von 12–16h u.n.V.
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Come Outside to Play
Moritz Moll (*1991) schloss 2021 sein Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München (AdBK) ab. Seine Werke wurden bereits in mehreren Ausstellungen in Deutschland, Italien, Spanien, Großbritannien, der Schweiz und den Niederlanden gezeigt.
In seinen Bildern erkundet Moritz Moll die Zwischenräume des Alltags, intime Momente des Unbeobachtetseins, des Abdriftens, der Konzentration.
Durch die Verwendung von Öl-, Acryl- und Sprühfarben auf Leinwand fängt der Künstler die Intimität des Alltäglichen ein. Seine Werke entführen den Betrachter in ruhige und doch lebendige Tagträume. Durch die Gegenüberstellung von neutralem Raum und feinen Linien balanciert Moll seine Motive zwischen Bewusstsein und Traumzustand. Der Betrachter kann so die Räume des Alltäglichen erkunden, Momente, in denen man unbeobachtet ist und sich treiben lässt.
Das Werk des Künstlers zeichnet sich durch eine sowohl sensible als auch intensive, oft überraschende Farbpalette aus, und seine Themen werden durch Schichten und Texturen zum Leben erweckt, begleitet von skizzenhaften Pinselstrichen, die in schnellen und lockeren Bewegungen aufgetragen werden. Moritz Moll untersucht sowohl die Form als auch das Material seiner Motive durch ein Spiel mit Zwei- und Dreidimensionalität und schickt den Betrachter auf eine visuelle Reise.
Ausstellung: 15.3. – 1.6.2024
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ARCHIV (ALTE ADRESSE)
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unbunt
Árpád Forgó, José Gomes, Beate Höing, Patrizia Kränzlein, Ji Eun Lee, Catherine Seher, Austin Turley, Douglas Witmer, Hidaki Yamanobe
Ausstellung: 28.1. – 9.3.2024
Vernissage zum K1 Rundgang: Sonntag, 28. Januar von 11 bis 16h
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unbunt
Schwarz. Weiß. Und dazwischen.
Árpád Forgó (*1972 in Ungarn)
Der in Budapest lebende Künstler steht klar in der Tradition der Konkreten Kunst, erweitert diese aber mit einem spielerischem Ansatz und Experimentierfreude. Forgó (er-)findet Bilder, deren Leuchtkraft und Farbintensität uns herrlich sinnliche Reize bieten. Er verführt den Betrachter, genau hinzuschauen und zu überprüfen, ob er seinen Augen trauen kann. Der subtile Farbverlauf auf einer Leinwand zum Beispiel entsteht durch die Wölbung einer leicht dreidimensional gespannten Leinwand. Hier lotet der Künstler die Grenze zwischen „shaped canvas“ und objekthaftem Bildkörper aus. Doch bleiben seine Werke stets Bild und hinterfragen dieses nicht. Die Farben, die der Künstler verwendet, strahlen.
José Gomes (*1968 in Brasilien, lebt und arbeitet in Köln)
„Schöpfung und Zerstörung, Leben und Tod – in diesem Spannungsfeld bewegen sich die Zeichnungen von José Gomes. Mit deutlichem Bezug zur brasilianischen Natur und Kultur wirken seine Papierarbeiten zum Teil wie Collagen, die eine starke Bildtiefe entwickeln. Gomes‘ Recherchen für seine Zeichnungen schließen auch das Studium von Drohnenbildern der brasilianischen Urwälder mit ein, die genau nachvollziehbar machen, wie diese wichtigen Lebensräume zerstört werden. Diese Erkenntnisse genauso wie die Auseinandersetzung mit der brasilianischen Kunstgeschichte und Kunsthandwerk fließen in Gomes‘ filigrane Zeichnungen ein, bei denen das Figurative oft von abstrakten Elementen gebrochen wird und dadurch eine ganz eigene Geschichte erzählt.“
Dr. Carla Cugini | Geschäftsführerin der Gesellschaft für Moderne Kunst Museum Ludwig
Beate Höing (*1966 in Coesfeld)
Jutta Meyer zu Riemsloh M.A. über das Werk von Beate Höing:
Inspiriert von Ornamenten und Stofflichkeit als kulturhistorische Bestandteile der Volkskunst, von Märchen und Mythen sowie Traditionen und Ritualen, erscheinen diese Einflüsse im Werk der Malerin und Keramik-Bildhauerin Beate Höing in einer ganz eigenständigen Ikonografie. Tatsächlich Vorhandenes, Assoziiertes und Erinnertes fügt sich in einem ambivalenten Spiel aus Realität und Fiktion zusammen, in welchem Traum und Albtraum, Entspannung und Erschrecken dicht beieinander liegen. Inhalte, Materialität und Form sind untrennbar miteinander verbunden. Die Ölgemälde, Keramik-Skulpturen und Installationen der Künstlerin vermitteln zudem eine Begeisterung für die Schönheit, Zartheit und Ästhetik der Dinge sowie die Lust am Spiel mit den gestalterischen Möglichkeiten.
Patrizia Kränzlein (*1987 in Stuttgart)
Künstlerstatement: Patrizia Kränzleins Zeichnungen, eine Kombination aus Graphit und Linolfarbe auf Papier, sind meist auf Schwarz-, Weiß- und Grauwerte reduziert. Bei der Herstellung wird die Farbe mit einer Walze direkt auf das Papier aufgetragen, somit fungiert die Walze als Zeicheninstrument.
Die Arbeiten werden aus variablen geometrischen Grundformen entwickelt und segmental in die Bildfläche integriert. Sie zeigen Bildräume, die durch Linien, Flächen, Schattierungen und Tiefenräume konfiguriert werden. Dabei sucht die Künstlerin stets den Weg in die Tiefe, mit einem Anspruch nach dem Gültigen, hin zum Wesentlichen.
Ji Eun Lee
Künstlerstatement: Ich bin im Jahr 1984 in Seoul, Südkorea geboren. Ich habe im Jahr 2009 mein erstes Studium in Südkorea absolviert und mich danach für ein Auslandsstudium in Deutschland entschieden, um meine Perspektiven zu erweitern. Die lange Geschichte der europäischen Kunst ist für mich sehr faszinierend. Auch die Stärke der zeitgenössischen deutschen Kunst wollte ich direkt vor Ort erfahren. Außerdem hoffte ich, mir anhand andersartiger Erfahrungen in Deutschland einen neuen Blick auf meine bisherige Denkweisen zu eröffnen. So bin ich 2010 in Deutschland angekommen.
Catherine Seher (*1958 in Paris)
Die französische Malerin Catherine Seher (lebt und arbeitet in Paris) fängt eindrucksvolle Ansichten ein, die oft Figuren in verschiedenen Landschaften zeigen, und beschwört in ihrem Werk ein starkes Gefühl der Anonymität und Isolation herauf.
Indem sie die Essenz einer bestimmten Umgebung einfängt, aus ihr aber alle Bedeutungselemente herauszieht, reduziert Seher sowohl die Kunst der Landschaft als auch der Figur auf ihr eigentliches Element und zwingt den Betrachter ihres Werkes, die Mechanik zu berücksichtigen, durch die jede Komponente des Werkes entsteht. Das Ergebnis ist ein Gesamtwerk, das die Universalität der Kunst selbst anzapft, eine anonyme Figur oder Ansicht nach der anderen.
Austin Turley (*1977 in USA)
Künstlerstatement: Spontaneität, Improvisation und Techniken des Bricoleurs sind das Ergebnis scharfer Beobachtungen, die dazu führen können, im Unerwarteten Relevanz zu finden. Ich glaube, dass meine Art der Herstellung parallel zu der des Bricoleurs verläuft und die Vorstellung erforscht, dass Wissenschaft und mystisches Denken gleichwertige Ansätze zum Verständnis der Welt um uns herum sind. Ich interessiere mich für den transformativen Charakter von Objekten, die sich im Laufe der Zeit entwickeln, erodieren und verändern. Während ich weiterhin lerne und mit der Komplexität von im Ofen geformtem Glas experimentiere, dreht sich mein Fokus und meine Forschung um die Sprache des Mediums selbst, wie es sich verhält, seine Merkmale und seine Eigenschaften.
Douglas Witmer (*1971 in USA)
Seit über zwei Jahrzehnten erkundet Douglas Witmer kontinuierlich und subjektiv die Materialität des gemalten Objektes und verfeinert dabei schrittweise seine Arbeit im Rahmen der reduktiven abstrakten Malerei. Seine elementaren kompositorischen Strukturen werden durch sinnliche Farben und vielfältig improvisierte gestische und zufällige Handlungen aktiviert. Sein nachhaltiges Interesse besteht darin, einen visuellen Ort zu schaffen, der in offener Weise zu persönlichen Seh- und Empfindungserfahrungen einlädt.
Douglas Witmer hinterfragt die Wahrnehmung in Bezug auf das Verhältnis und die Verbindung des Betrachters zur Kunst und wird getrieben von der Erfahrung der Kunst selbst. Mit der Betonung von Elementen wie Materialität und Kommerzialisierung wirft Witmer in seinem dynamischen Werk wesentliche Fragen auf, die wertvolle Gespräche mit seinem Publikum anstoßen können. Auf diese Weise belebt Witmer sein Werk und macht es zu einem Thema für die zeitgenössische Generation.
Hideaki Yamanobe (*1964 in Yapan)
Die Fülle der Leere. Anmerkungen zu den Gemälden von Hideaki Yamanobe
von Peter Lodermeyer: Yamanobe legt großen Wert auf die Ambivalenz der Assoziationen, die seine Bilder auslösen. Das gilt auch für die Ritzungen, die einen großen Teil seiner Gemälde kennzeichnen. Sie können einerseits als Aggression, als Verletzung des Bildkörpers wahrgenommen werden, andererseits – wiederum eher bei größerer Distanz zum Bild – als Andeutungen von Regen oder an Fensterscheiben herab rinnenden Wassertropfen. Für das Erzeugen der Ritzlinien hat Yamanobe übrigens ein typisch japanisches Instrument gefunden: Nachdem er bemerkte, dass Stahlkämme und ähnliche Werkzeuge ein zu starres, mechanisch wirkendes Linienbild erzeugen, wechselte er zu den Gestängen traditioneller Blattfächer (Uchiwa), von denen er das Papier entfernte. Mit Hilfe der radial ausstrahlenden, äußerst biegsamen und unterschiedlich langen Bambusstäbchen gelingt es ihm, ein lebendiges, nie völlig vorhersehbares Linienbild mit zahlreichen Überkreuzungen und variabler Breite der Ritzungen zu erzielen.
Selbst auf der Mikroebene des Farbauftrags und des Pinselduktus zeigt sich die Doppelwertigkeit der assoziativen Qualitäten von Yamanobes Malerei. Ganz typisch für seine Bilder sind gleichsam wellenartige Strukturen in den Weißschichten, die in ihrer unterschiedlichen Intensität Assoziationen wie etwa Schlangenhaut, Gänsegefieder oder Verwehungen von leichtem Pulverschnee (wieder „warme“ und „kalte“ Anmutungen) hervorrufen können. Erzeugt werden diese Strukturen durch einen immer wieder stockenden, „stotternden“ Auftrag von weißer Texturpaste, die mit einem Flachpinsel auf die schwarze Untermalung aufgetragen wird.